James Joyce beim Schreiben eines Briefs an den Enkel, Illustration von Wolf Erlbruch. "Die Katzen von Kopenhagen" ist bei Hanser erschienen.
Dass Schriftsteller, auch wenn Kinder in ihren Büchern eine große Rolle spielen, zu den eigenen Kindern automatisch ein gutes Verhältnis gehabt haben: ist natürlich nicht gesagt. Erich Kästner hatte zu seinem Sohn Thomas keinen wirklich guten Draht, und Rainer Maria Rilke schrieb seiner Tochter lieber als dass er sich mit ihr traf. Er schrieb ihr, um sie sich vom Leib zu halten.
Anders ist das im Fall von James Joyce und Jurek Becker, von denen sogar als Buch herauskam, was sie ihren Kindern oder Enkeln schrieben.
Von James Joyce ist es ein einzelner Brief, adressiert an seinen Enkel Stephen, den der Hanser-Verlag zu einem Buch machte. Zu einem Bilderbuch auch für Erwachsene, illustriert von Wolf Erlbruch. Es heißt „Die Katzen von Kopenhagen“ und hat den lustigen Inhalt, dass es leider in Kopenhagen, wo Joyce den Brief schrieb, keine Katzen gibt: „Leider! Kann ich dir keine Kopenhagener Katze schicken, weil es in Kopenhagen keine Katzen gibt. Es gibt jede Menge Fisch und Fahrräder, aber es gibt keine Katzen. Außerdem gibt es keine Polizisten.“ Das Ganze wird ein wenig absurd und geht so weiter: „All die dänischen Polizisten verbringen den Tag zu Hause im Bett. Sie rauchen den ganzen Tag lang dicke dänische Zigarren und trinken den ganzen Tag lang Buttermilch.“
Derweil wurden von Jurek Becker, der mit 52, noch einmal Vater geworden war, die 130 Postkarten, die er von Lesereisen an seinen Sohn Jonathan schrieb und die erhalten sind, in einem Buch versammelt. Becker nannte auf diesen Karten seinen Sohn mal „du olle Kichererbse“, mal „alte Pudelmütze“ oder auch: „geliebte Telefonklingel“ beziehungsweise „Mopsfrosch“ . Auch Becker befasste sich mal mit Katzen in dem, was er dem Sohn mitteilte, er schrieb: „Meine liebe Telefonklingel, stell Dir vor, ich bin in einer Stadt, da lachen die Autos und die Katzen bellen und die Hunde tuten, und die Feuerwehr macht Kikeriki (…). Bis gleich mein Lieberlieber, Dein Papa.“ Johnny war 1990 auf die Welt gekommen, es war Becker nicht vergönnt, sein Aufwachsen lang zu begleiten. Er, der Vater, ist ja schon 1997 gestorben.