Man kann zu Peter Handke stehen, wie man will – im aktuellen SZ-Magazin ist ein super Interview mit ihm. Da sagt er auch Schwieriges, klar, ginge nicht ohne, aber er sagt auch einige lustige Sachen, viel Kluges und Bedenkenswertes. Und natürlich redet er auch über das Schreiben.
Lustig fand ich, dass Handke, angesprochen auf seine Beziehung zum Verleger Hubert Burda, die, wie die Kollegen, die mit ihm sprachen, meinten, „Außenstehende schwer verstehen“, sagt: „Na ja, warum wollen Sie alles verstehen?“ Und dazu, dass vor ihm Bob Dylan auch mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden ist, meint er: „…Nichts gegen diese ganz große Gestalt. … Aber Literatur ist doch, für mich zumindest, etwas zum Lesen. …“
Über das Schreiben sagt er: „… Ohne Frechheit kann man überhaupt nichts aus sich herausbringen. Schreiben ist für mich ein Tabu, ein Frevel, ein Ausnahmezustand.“ Und, später im Gespräch: „Nur im Schreiben bin ich noch ein guter Alleinspieler. Da fühle ich mich für manche zarte Momente in Sicherheit. Aber nur da. Sonst nirgends mehr.“
Die Leute um ihn rum, erzählt Handke, hätten sich, seit er den Nobelpreis hat, überhaupt nicht verändert. Sie hätten ihm gegenüber keinerlei Ehrfurcht entwickelt, er sagt: „… Es wäre, glaube ich, schön, wenn eine Suhrkamp-Sekretärin vor mir zu stottern anfinge, aber keiner stottert vor mir. Ich stottere viel mehr als die anderen.“ Immer wieder sagt er während des Interviews übrigens: „Ich möchte mit (dem-und-) dem Thema jetzt aufhören.“ Aber die Kollegen von der SZ machen das dann nie. Ob er auch über seinen Nachruhm nachdenke, wollten sie ebenfalls von ihm wissen. Handke: „Man denkt darüber nach, aber es ist kein Denken, sondern total blödes, automatisches Pseudodenken. …“
Schönerweise spricht er dann auch noch über autobiographische Literatur, er sagt: „Das große, schöne Abenteuer autobiografischer Literatur ist: Du bist versucht zu abstrahieren, damit es allgemeingültig wird, wie es so schön heißt, aber du musst zugleich das Konkrete mitschwingen lassen. Das ist die eigentliche schriftstellerische Arbeit heutzutage. Im 19. Jahrhundert hat man mitten ins Leben geballert.“
Und noch ein schöner Satz: „Literatur ist das Zentrum der Menschheit. …“
Er wird dann auch danach gefragt, was aus einem Projekt geworden ist, das er 2008 in einem Interview mal angekündigt hatte. Und zwar sagte er damals, er wolle eine Art Autobiographie schreiben – jedoch „nur von den Dingen aus: Was war Schnee für mich? Was sind die Augen von Menschen?“ Einen Titel für dieses Buch wusste er auch schon, es sollte „Betrachtungen meiner Irrtümer“ heißen. Jetzt, in der SZ, meinte Handke, er habe das Ganze in der Zwischenzeit schon wieder vergessen. Aber: „Ich möchte schon auf der Erfindung beharren. Die Erfindung ist ja eine Gnade. Du kannst nicht in Schreibschulen lernen, wie man erfindet.“
Der norwegische Autor Karl-Ove Knausgard ist übrigens ein großer Handke-Fan. Am meisten von Handke hat ihn die Erzählung „Wunschloses Unglück“ beeindruckt, die vom Selbstmord von Handkes Mutter handelt.