Zurück auf der Couch

Dayan und seine neuen Patienten. Links von ihm seine Supervisorin Claire. Arte France / Copyright: Manuel Moutier

Philippe Dayan, der Analytiker, in dessen Praxis die Serie im Wesentlichen spielt, lebt inzwischen nicht mehr in Paris. Er ist, nachdem er sich in Folge der Eskapaden mit seiner Patientin Ariane von seiner Frau getrennt beziehungsweise seine Frau ihm den Laufpass gegeben hat, aufs Land gezogen, dort arbeitet er auch, er lebt allein. Hat inzwischen einen Bart. Hadert ziemlich mit sich, auch, weil es beruflich Probleme gibt. Er sucht sich eine neue Supervisorin, die wieder super ist und unter anderem mit ihm darüber spricht, warum er seinen Patienten unbedingt helfen will. Nach der Stunde spricht sie (Charlotte Gainsbourg) in ihr Diktiergerät: dass Helfer keine eigenen Gefühle haben. Dass zu meinen, man wisse, was für den anderen das Beste ist, reines Gift sei. Und der Gesellschaft nicht weiterhelfe.

Derweil ist das, was Philippe zu wieder seinen Patienten sagt, durchaus ziemlich hilfreich. Der hübschen, jungen Lydia, die Krebs hat, aber lang niemanden um Hilfe gebeten hat, erklärt er: Wenn die Bedürfnisse, die man als Kind hat, von den Eltern nicht gehört werden, verliert man die Worte, um die Bedürfnisse zu beschreiben. Und dann hat man auch irgendwann die Gefühle nicht mehr. Er sagt es so: „Wenn ein Kind ein Bedürfnis äußert, auf das sein Vater oder seine Mutter nicht eingehen, dann äußert es das Bedürfnis nicht mehr. Und wenn diesem Kind die Worte fehlen, fehlen ihm auch die Gedanken. Es ist die Sprache, die abstrakte Dinge wie Gefühle real werden lässt. Wenn wir sie nicht benennen, verschwinden die Gefühle.“

Allerdings glaube ich, dass das Ganze dann in einem andere Gefühle hervorruft, ist ja klar, Wut etwa oder Verzweiflung – und weil auch die irgendwo hinmüssen, machen sie sich dann an Situationen fest, die Gefühle in der Größenordnung an sich gar nicht rechtfertigen würden. Dann wird es kompliziert, und es ist wahrscheinlich in jedem Leben so, und man sollte dem immer nachgehen, aber leider: Meist merkt man es selbst nicht.

Was anderes fand ich auch noch gut: dass Philippe dem selbstgefälligen Alain, der Manager ist, dann allerdings den Job verliert, der immer rummacht auch auf der Couch mit seinem Handy und schon in der ersten Stunde eine Panikattacke erlitten hat, sagt, er, Philippe, interessiere sich weniger für die Panikattacke, als dafür, wie Alain davon erzähle. Das gilt eben auch, wenn man sich daranmacht, das eigene Leben aufzuschreiben. Von dem, was wir aufschreiben, wissen wir ja nichtmal sicher, ob es auch genauso war – das muss in der Serie übrigens auch Philippe erfahren: dass seine Erinnerung ihn trügt. Das Wichtige ist, wie wir das, was uns widerfahren ist, betrachten, ob wir neugierig drauf schauen, freundlich – oder in irgendeiner Weise berechnend.