Der berühmte Illustrator Christoph Niemann hat immer mal wieder Geschichten geschrieben und gezeichnet, die sich mit Kreativität befassen – genauer: mit der Mühsal, die es bedeutet, mit Kunst sein Leben zu bestreiten. In dem tollen Buch „Sunday Sketching“ berichtet er, aufs Humorvollste illustriert, von seinen drei Hauptängsten, die heißen: „Ich bin nicht gut genug!“ „Meine Arbeit ist irrelevant, und ich bin bald pleite.“ „Ich habe keine Ideen mehr.“ Er schreibt: „Schreiben, zeichnen, designen – darin IST man nicht einfach gut. Darin WIRD man gut. Und das ist sehr schwer, und es dauert genau 10.000 Stunden. Die gute Nachricht: Das alles kann man viel leichter lernen, als man meint. Die schlechte Nachricht: die 10.000 Stunden. Und ob man wirklich bereit ist, sie zu investieren.“ Jetzt hat Niemann, der Dutzende Cover des legendären „New Yorker“ und des „New York Times Magazine“ geschaffen hat, sein Bestreben, Klavier zu lernen in einem Buch verarbeitet, es heißt „Pianoforte“. In einem Interview mit der SZ sagte er: „Meine Definition von künstlerischem Talent hat nichts damit zu tun, dass man eine gottgegebene Fähigkeit hat, die einem in die Finger eingebaut ist. Talent ist für mich die Fähigkeit, mit Frustration umgehen zu können. Ich weiß, wie es sein könnte – rein metaphysisch – komme jedoch nicht dahin. Weil ich aber so sehr glaube, dass hinter dieser Wand etwas Tolles verborgen liegt, höre ich nicht auf zu bohren. Auch wenn dieser Prozess wehtut, meine Sucht nach dem Moment ist so groß, dass ich ignoriere, wie unangenehm es gerade ist…“ Seine Illustrationen, die ja immer so leicht daherkommen, erarbeite er sich in „Stunden der Mühsal“: „Das hat nie das Spielerische, das Sie sich vielleicht denken.“ Aber die Kunst bestehe ja eben genau darin, dass es am Schluss so aussieht, „als ob es in zwei Minuten entstanden wäre“.
Das alles gilt natürlich auch fürs Schreiben, auch fürs Schreiben der eigenen Biographie. Es ist schon auch ein längerer, steiniger Weg dorthin, da sollte man sich nichts vormachen.