Wie konnte das passieren?

In der Stabi in München gibt es eine sehenswerte Ausstellung zu Olympia 1972 in München, die am morgigen Sonntag zu Ende geht. Viele Bilder, aufschlussreiche Texte, eine eigene „Abteilung“ zum Attentat der palästinensischen Terroristen und dem unglaublichen Versagen der deutschen Politik und Behörden. In einer Vitrine: das Dirndl, das die 1600 Hostessen, die unter 16.000 Bewerberinnen ausgewählt worden waren, während der Spiele trugen.

Ich dachte: wie sympathisch das Ganze, also Olympia, von den Gastgebern eigentlich angegangen worden ist. Dass die Spiele heiter sein sollten, dass man sich traute, dieses Olympiastadion mit diesem Dach zu bauen. Wie schön alles hätte werden können.

Wie schlimm es dann wurde, und die Tatsache, dass die Spiele weitergingen, nachdem elf israelische Sportler 30 Jahre nach dem Holocaust auf deutschem Boden ermordet worden waren, finde ich ohnehin grotesk. Man stand vor den Schautafeln, sah nochmal diese Bilder, die man ja kennt, und konnte nicht fassen, wie naiv im Vorfeld alle Sicherheitsbedenken beiseite geschoben worden waren. Dass dann, als es wirklich zur Katastrophe gekommen war, auch noch das Angebot der israelischen Regierung, eine Spezialeinheit zu schicken zur Befreiung der Geiseln, abgelehnt wurde. Ebenso unglaublich: dass nur fünf Scharfschützen am Flughafen Fürstenfeldbruck eingesetzt worden sind, weil man dachte, es sind ja auch nur fünf Terroristen. 

Was ich nicht gewusst hatte: dass Hans-Dietrich Genscher, damals Innenminister, der mit den Geiselnehmern verhandelte, sich selbst angeboten hat als Geisel, im Austausch gegen die Sportler. Die Palästinenser lehnten das ab. 

Man traut sich in Anbetracht dieses Dramas kaum, noch anderes zu erzählen von Olympia. Die Ausstellung macht das aber, unter anderem wird darin berichtet von den 2000 DDR-Bürgern, die „von drüben“ nach München entsandt worden sind, erstmals trat ja das DDR-Team 1972 unter eigener Flagge, mit eigener Hymne an. Die Beteiligten waren natürlich vorher entsprechend geschult worden, vorsichtshalber hatte die DDR-Führung ihnen auch Quartiere außerhalb Münchens besorgt. Die Armen wurden hier regelrecht verfolgt von den unzähligen Journalisten, die ohnehin über die Spiele berichteten. So kam raus, dass sie vor allem mit den Wettkämpfern aus den Bruderstaaten mitfieberten, und ständig wurde versucht, ihnen Klagen über den Alltag im Sozialismus zu entlocken. Sie ließen aber nichts raus.