Über die Kunst, zuzuhören

Sein Buch "Miteinander Reden 1" ist in 57 Auflagen erschienen. Jetzt hat Friedemann Schulz von Thun ein Buch darüber geschrieben, wie man wohlwollend das eigene Leben reflektiert.

Sich von jemandem sein Leben erzählen lassen – das ist weniger einfach als es klingt. Man muss zuhören können, und man muss es auch aushalten können, wenn der andere auf schmerzhafte Erlebnisse zu sprechen kommt. Es ist besser, darauf nicht gleich irgendwie zu reagieren, was Tröstendes zu sagen. Der bekannte Psychologe Friedemann Schulz von Thun hat kürzlich in einem Interview in der SZ berichtet, wie es ihm, als er grade fertig war mit dem Studium, einmal passiert ist, dass er seinen Vater, der grade dabei war, über eigene Schwierigkeiten zu reden, mit gutgemeinten Beschwichtigungen einfach überfahren hat. Der Vater hatte ihm gesagt, er habe eine schlechte Meinung von sich selbst. Und statt jetzt nachzufragen: „Erzähl mal, wieso das denn?“ habe er in dem Moment, sagt Schulz von Thun, abwehrend gestammelt: „Aber das musst du doch nicht, sieh doch, was du alles geleistet hast…“ Er glaubt: „Das hat sofort alles abgewürgt, und die Chance auf einen tiefergehenden und womöglich berührenden Kontakt war vertan.“ Das abgebrochene Gespräch wurde anscheinend nie wieder aufgenommen.

Im neuen Buch von Friedemann Schulz von Thun geht es darum, wie man wohlwollend zurückblickt aufs eigene Leben. Es heißt: „Ein kleines Modell für eine große Idee“.