Am besten, man akzeptiert das Leben

Ich hab gerade Hard Land gelesen, den neuen Roman von Benedict Wells. Es ist, wie man so sagt, eine Coming of age-Geschichte, deren Inhalt im ersten Satz vorweggenommen wird. Er geht so: „In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.“ Der Witz ist, dass dieser erste Satz eine Abwandlung eines anderen ersten Satzes ist (nämlich von Salzwasser von Charles Simmons: „Im Sommer 1963 verliebte ich mich, und mein Vater ertrank“), der wiederum Teil der Erste-Satz-Sammlung ist, den Sam, der 16-jährige Erzähler, zusammen mit der von ihm angebeteten Kirstie anlegt und beständig erweitert. Der Roman ist voll mit besonderen Motiven, eins davon ist, dass Sams und sein Vater regelmäßig füreinander einen kleinen blauen Holzlöwen irgendwo verstecken, mal im Schuh des anderen, mal in dessen Jogginghose, mal in irgendeiner Tasche, die der andere benutzt. Der Holzlöwe hatte der Mama gehört, die kleine Tiere gesammelt hatte. Eine der schönsten Passagen, die man liest, da hat man längst Tränen in den Augen, weil es so viele schöne und traurige Passagen gibt, handelt davon, wie Sam mit einem Blaubeermuffin in der Hand durch das Kaff, in dem er aufgewachsen ist, in dem er sich verliebt hat, in dem die Mutter vor fast einem Jahr begraben wurde, schlendert. „Ich dachte daran, wie ich mich lange damit gequält hatte, dass ich vor Moms Tod so selten zuhause war; dass ich sie vielleicht sogar bewusst gemieden hatte, damit mich ihre Krankheit nicht runterzog. Dieses Gefühl hatte ich nie ganz auflösen können, es war wie ein rostiger Nagel aus meiner Erinnerung herausgestanden. Bis mir nur eine Sache geholfen hatte: Es einfach zu akzeptieren.“

Das ist es, ganz genau: Mehr ist im Leben nicht möglich.

Und weil wir schon dabei sind, hier ein paar erste Sätze von Benedict Wells:

„Ich kenne den Tod schon lange, und jetzt kennt der Tod auch mich.“ (Vom Ende der Einsamkeit)

„Als er bei Neapel in der Nähe eines Lokals parkte, hatte Beck acht Stunden Fahrt und sein ganzes Leben hinter sich.“ (Becks letzter Sommer)

und: „Wenn man sein Imperium auf einer Lüge aufgebaut hat, lautet das oberste Gesetz: Vergiss die Lüge.“ (Die Wahrheit über das Lügen aus dem gleichnamigen Band mit Geschichten)