Ausbrechen aus dem Teufelskreis

Kracht im SZ-Interview mit Johanna Adorján.

Von Christian Kracht gibt es einen neuen Roman, er heißt „Eurotrash“. In dem geht es diesmal, nachdem Kracht in „Faserland“ von einer Vater-Sohn-Beziehung erzählt hatte, um eine Reise, die der Ich-Erzähler mit seiner alten Mutter durch die Schweiz unternimmt. Er will sich der Geschichte seiner Familie stellen, um, wie er schreibt, „das Ganze einigermaßen anständig hinter sich zu lassen“, denn: „… alles, was nicht ins Bewusstsein steigt, kommt als Schicksal zurück“. Das ist wahrscheinlich wirklich so, und im Fall von Christian Kracht war es ziemlich krass. Seine Mutter war mit elf vergewaltigt worden, und auch Kracht hat 2018 in einer Poetikvorlesung an der Frankfurter Goethe-Universität öffentlich gemacht, dass er mit zwölf Jahren von einem anglikanischen Priester sexuell missbraucht worden sei. In einem Interview in der SZ sagte er jetzt, er habe das auf Anraten seiner damaligen Psychoanalytikerin gemacht, indem er tausenden Menschen von seiner schlimmen Erfahrung berichten würde, hatte sie gemeint, würde er ausbrechen aus dem Teufelskreis, der ja darin besteht, traumatische Ereignisse auf welche Art auch immer wiederholen zu müssen. Kracht sagte: „Ich habe ihr (also der Analytikerin) soundso viel zu verdanken, auch die Idee, dass man aus dem Kreis ausbrechen müsse, um das Epigenetische zu unterbrechen. Also das Schicksal, das transkriptionale Zellengedächtnis. Man könne das bewusst verändern.“ Später im Interview kommt er nochmal auf seinen Vater zurück, der auch Christian hieß, nach dem er benannt worden ist. Kracht erzählt: „Mein Vater hat mich Zeit seines Lebens immer Philip genannt. Ich besaß ein Besteck, auf dem der Name Philip eingraviert war, Serviettenringe, Briefpapier, Kuverts und dergleichen“, und fährt dann fort: „Ich glaube nicht, dass mein Vater überhaupt wusste, dass ich Christian hieß.“ Der Vater von Christian Kracht, Christian Kracht der Ältere also, hat keines der Bücher gelesen, die sein Sohn geschrieben hat. „Er hat sie aber vielfach gekauft und sie dann an seine Geschäftsfreunde verschenkt. … Er war eigentlich ein sehr charmanter, zuvorkommender, humorvoller Mann, so habe ich ihn zumindest in Erinnerung.“