Bei Docteur Dayan

Das Bild zeigt Philippe Dayan und seine Patienten. ARTE F / Copyright: Carole Bethuel

Sehen Sie sich auch gerade die Serie „In Therapie“ auf Arte an? Wenn nicht, lege ich sie Ihnen hiermit ans Herz. Sehr ans Herz. Die Serie ist super. Super geschrieben, super gespielt, super umgesetzt. Sie ist zum Lachen, zum einen. Aber es gibt eben auch viele viele Stellen, da würde man am liebsten losheulen – und nicht mehr aufhören.

Ab dem 16. November 2015, drei Tage nach den Terroranschlägen von Paris, suchen vier Klienten im Wechsel den Psychoanalytiker Philippe Dayan (Frédéric Pierrot) auf. Zwei der Patienten, die Chirurgin Ariane (Mélanie Thierry), die umwerfend ist, und der Polizist Adel waren in der Nacht der Attentate, die Frankreich für immer verändert haben dürften, im Einsatz, Ariane hat durchoperiert, Adel (Reda Kateb) musste mit seiner Sondereinheit ins Bataclan. Was sie erlebt haben, sehen mussten, tun mussten, hat sie, darauf weist sie ihr Docteur immer wieder hin, natürlich traumatisiert. Aber gleichzeitig sind sie gefangen auch in ihrem eigenen, privaten Leben. Was die Serie so gut macht, unter anderem, ist, dass auch der Analytiker durchaus hadert mit dem, was bei ihm im Moment so los ist – einmal die Woche sucht auch er Rat, in seinem Fall bei Esther, seiner ehemaligen Supervisorin.

Ich bin leider mit allen 35 Folgen inzwischen durch – und ich merke, dass mir die Serie fehlt. Ein bisschen ist auch Schreiben, als würde man mit einem Psychoanalytiker sprechen. Auch beim Schreiben nimmt man Kontakt auf zum eigenen Wesenskern; der Unterschied ist nur, dass das Papier nicht zu einem spricht – und auch keine Ahnung hat von Phänomenen wie Widerstand, Übertragung, Verdrängung.

Das Drehbuch zu „En Therapie“ stammt von neun Autoren, Vorbild war die israelische Serie „BeTipul“. Regie geführt haben Olivier Nakache und Éric Toledano, die Regisseure von „Ziemlich beste Freunde“.

Bei den Terroranschlägen von Paris sind 130 Menschen gestorben, 683 wurden verletzt, teils schwer.