Bret Easton Ellis ist ein Starautor, der unter anderem „American Psycho“ geschrieben hat und dessen neuer Roman „The Shards“ vor Kurzem erschienen ist. Den hat er jetzt in Köln vorgestellt, und es war das erste Mal seit 13 Jahren, dass er überhaupt wieder deutschen Boden betreten hat. Aber das ist es nicht, was ich erzählen wollte.
Was ich schreiben wollte, ist, dass er selbst sagt, dass man mit „The Shards“ beginnen sollte, wenn man von ihm noch nichts kennt und ihn, den Autor, kennenlernen wolle. Letztlich gehe es darin um ihn selbst, um sein Erwachsenwerden, um die Phase also, in der kindliche Unschuld sich verwandelt in Bestechlichkeit, die Phase, in der wir lernen, zu taktieren. Abzuwägen. In der die klare Haltung an Kontur verliert.
Er habe, sagte Bret Easton Ellis, 40 Jahre gebraucht, um das Buch zu schreiben, das letztlich auch vom Erwachen seiner Homosexualität erzählt. Irgendwann, sagte er bei der Lesung vor 400 Besuchern, sei ihm das Thema, irgendwie ja das Thema seines Lebens, im Traum erschienen, er sagte auch, wie die SZ berichtet: Ein Roman sei letztlich ja ein Traum, der darum bitte, aufgeschrieben zu werden. Den Abstand der Jahre habe er dazu aber wohl gebraucht, einfach, um mehr Empathie aufzubringen für seine Hauptfigur, sich selbst also. Mit Ende 50, meinte er sinngemäß, würde er sich einfach nichts mehr denken.
Er schreibe, das sagte der Weltstar Bret Easton Ellis, mit dessen Werk sich über 1000 Webseiten auseinandersetzen, auch, mitnichten für seine Leser. Er schreibe nur für sich selbst. Entsprechend findet sich in „The Shards“ die lustige, wirklich sehr lustige Widmung: „Für niemanden“.
Vorneweg steht außerdem unter anderem ein Zitat aus Orwells „1984“: „Willst du ein Geheimnis bewahren, musst du es auch vor dir selbst verbergen.“ Der erste Satz des Romans formuliert dann, was Ellis bei der Lesung in Köln sagte, nur schöner: „Vor vielen Jahren wurde mir klar: Ein Buch, ein Roman ist ein Traum, der auf gleiche Weise niedergeschrieben werden will wie wir uns in jemanden verlieben – der Traum wird unwiderstehlich, du kannst nichts dagegen tun, irgendwann gibst du auf und beugst dich, selbst wenn dir dein Instinkt zur Flucht rät…“
Nur für sich selbst zu schreiben – das ist auch eine gute Idee, wenn man seine Biographie in Angriff nimmt. Weil man dann näher bei sich bleibt. Und sich nicht verbiegen muss.