Man muss ein Leben nicht unbedingt chronologisch runtererzählen. Immer der time-line entlang sozusagen. Man kann es auch, wenn man das will und Lust drauf hat, anhand der Dinge erzählen, die für einen selbst wichtig gewesen sind. Anhand der Orte, die man geliebt hat oder liebt, sowieso anhand der Menschen, die ganz vorn Platz genommen haben im eigenen Herzen.
Der eine oder andere könnte von seinen Erlebnissen und Erfahrungen vielleicht auch anhand von Bäumen berichten. Die Weide, die daheim im elterlichen Garten stand, auf der man viel Zeit mit den beiden Schwestern verbrachte – wobei jede ihre Astgabel hatte, auf der nur sie sitzen durfte. Die Rotbuche, an der später, als man gerade erwachsen war, der Lieblings-Spazierweg vorbeiführte. Und so weiter. Dazu gibt es jetzt ein schönes Buch, es heißt „Botschafter des Lebens“. Die Autorin, Caroline Ring, erzählt darin vom knorrigen Apfelbaum im Brandenburgischen, der „ihr“ Baum war in der Kindheit, von der „Waltraud“, einer Douglasie im Freiburger Stadtwald, die angeblich der höchste Baum Deutschlands sein soll und die sie als Erwachsene regelmäßig aufgesucht hat. „Botschafter des Lebens“ ist aber nicht die Lebensgeschichte von Caroline Ring, es ist die Geschichte teils berühmter Bäume, die für uns Menschen so viel bedeuten. Mal davon abgesehen, dass sie dafür sorgen, dass wir in unseren Städten überhaupt noch Luft bekommen. Piper-Verlag, 22 €.