Ich ziehe gerade um, und deshalb miste ich aus. Dabei bin ich auf Notizen gestoßen, die ich mal bei einer Lesung von Karl Ove Knausgard gemacht habe. Er las in der Uni, in der großen Aula – die der schönste Raum in der ganzen Uni ist. Er hatte grade sein Autobiographie-Projekt beendet, das aus sechs Bänden à 700 Seiten (im Schnitt) besteht. Er erzählte damals, das hab ich mitgeschrieben, dass er jahrelang geschrieben hatte, aber er hatte keinen Erfolg damit. Er fand es selbst nicht gut. Dann starb sein Vater, der ein schwerer Alkoholiker gewesen war und der die Kindheit von Knausgard verschattet hatte wie ein Berg, an dem er nicht vorbeikam, und er fing an, darüber zu schreiben. „Mehr war nicht geplant“, sagte er. Er machte trotzdem weiter, er sagte: „Ich wusste nicht, was ich tat. Ich war allein an einem Platz, an dem ich frei war.“ Die Bücher sind in einem Affenzahn entstanden, hier noch ein paar Sätze, die ich an dem Abend in der schönen Aula notiert habe, von denen ich aber nicht mehr weiß, in welchem Kontext er sie gesagt hat: „Ich rede über das Alltägliche. Die Metapher dafür ist der Tod.“ „Ich bin nie gut genug gewesen, um Teil eines ,wir‘ zu werden.“ Besonders schön: „Ich schreibe immer in der Horizontalen.“ Und: „Ich habe immer nur geschrieben, um an einen Ort zu kommen, an dem ich mich verliere.“ Sollte jemand Knausgard noch nicht gelesen haben, lege ich ihr oder ihm hiermit jedenfalls die fünf ersten Bände sehr ans Herz. Der letzte ist ein wenig zäh. Übrigens: Der Band „träumen“ könnte auch „schreiben“ heißen – es geht sehr viel darum, wie er anfing, zu schreiben. Was gut passt, denn ich finde ohnehin, dass schreiben wie träumen ist. Man verdichtet, verschiebt – und ist im besten Fall ein wenig außer sich.