„Und jetzt küsse ich Dich Helli!“

"Ich lerne: Gläser + Tassen spülen", der Titel des Briefwechsels, ist natürlich ein Zitat von ihm.

Den Briefwechsel zwischen dem großen B.B. und der Weigel habe ich schon letztes Frühjahr gelesen, und obwohl, vor allem in den späteren Briefen, also denen nach den ersten paar Monaten, einfach viel Praktisches drinsteht (kannst Du mir dies schicken, jenes abtippen, für x eine Wohnung auftun), hab ich das Buch jetzt wieder rausgezogen – und es genau so geliebt wie beim ersten Mal. Ich bete Brecht an, falls das jemand noch nicht weiß, und ich bete ihn an wegen seiner Gedichte vor allem und der Sprache, die eine biblische Intensität und Schönheit hat.

Mit den Briefen ist es ebenso, und auch wenn er, weiß man ja, einige Frauen nebenher hatte – dass er das Helletier, die Helli, liebte, daran gibt es zu keinem Zeitpunkt Anlass zu Zweifeln. Mal versichert er ihr: „Ich bin Dir sehr gewogen“, mal stellt er fest: „Wir sind recht weit auseinander.“ Immer sorgt er sich um sie, fragt nach, ob sie „recht mager“ ist, ermahnt sie, weniger zu rauchen. „Gehe ich Dir ab???“, will er zwischendurch wissen, immer kommt am Ende seiner Briefe: „Ich küsse Dich“, aber er schreibt eben nicht nur: „Ich küsse Dich“, sondern: „Und jetzt küsse ich Dich Helli“ beziehungsweise, später: „Ich küsse Dich liebe, alte Helli, …“, das ist ein Riesen-Unterschied.

Die beiden hatten auch eine geheime gemeinsame Lieblingsstelle in Salomos Hohem Lied, es ist wirklich die schönste Stelle im ganzen Hohen Lied, sie ist zum Niederknien – und findet sich auch im Briefwechsel.

In Augsburg, wo Brecht ja geboren ist, ist das Brechthaus übrigens IMMER einen Besuch wert, und heuer ist bekanntlich Brecht-Jahr, das wäre ein schöner Anlass, sich die Gesamtausgabe seiner 2500 Gedichte zu kaufen.