„Erzählen holt uns erst in die Welt“

Gerade erschienen: Benedict Wells hat über das Schreiben geschrieben

Benedict Wells, einer der besten deutschsprachigen Schriftsteller, hat jetzt auch ein Buch übers Schreiben geschrieben. Titel:  „Die Geschichten in uns. Vom Schreiben und vom Leben.“ Es enthält ein paar Tipps zum Schreiben, Wells macht in dem Buch aber auch keinen Hehl daraus, wie anstrengend für ihn das Schreiben mitunter ist. Und er führt aus, was es mit uns machen kann, wenn wir über uns schreiben.

Wells, Cousin von Ferdinand von Schirach, Enkel von Baldur von Schirach, der den Familiennamen abgelegt hat, ist  Jahrgang 1984. Seine Mutter war psychisch labil, er verbrachte seine Jugend in Internaten. Er schreibt: „Ich habe Schreiben gelernt, um Gefühlen nicht mehr ausgeliefert zu sein, sondern sie ins Bewusstsein zu holen und mit Menschen zu teilen, die mir wichtig sind.“

Dann: „Ich wurde einmal gefragt, wieso ich schreibe, und ich habe gesagt, weil ich schief zur Welt stehe. … So ein Satz klingt stimmig, ist aber noch immer nicht die Antwort. Denn Erzählen, ob mündlich oder schriftlich, holt uns vielmehr erst in die Welt. Es macht uns greifbar und gibt uns die Möglichkeit, das Erlebte zu teilen. Ich glaube an die ,Unschärferelation‘ in der Literatur: dass Texte sich allein dadurch verändern, dass andere Menschen darauf geblickt haben, obwohl die Worte selbst gleich geblieben sind. Im besten Fall fühlt man sich in der Geschichte von anderen verstanden, so wie diese sich umgekehrt von einem gesehen fühlen. Wir reden von uns und meinen die anderen, wir sehen die anderen und erkennen uns selbst.“