Helden wie du und ich

Das Filmplakat für "In Liebe, Eure Hilde". Pandora-Film-Verleih

Andreas Dresen ist ein deutscher, äußerst vielseitiger Filmemacher, Jahrgang 1963,  aufgewachsen in der DDR, der sich mit dem Sterben ebenso befasst hat wie mit realem oder vermeintlichem Islamismus. Sein aktueller Film „In Liebe, Eure Hilde“ spielt in der NS-Zeit und erzählt von einem jungen Paar, das der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ angehört hat und am Ende hingerichtet wird. Sie war gerade Mutter geworden.

Beim Fünf-Seen-Filmfestival wurde jetzt eine Werkschau von Dresens Filmen gezeigt. Man konnte „Stille Tage“ sehen über einen jungen, ehrgeizigen Theaterregisseur, der in den letzten Monaten und Wochen der DDR „Warten auf Godot“ inszenieren will. Dessen gewagte Regie-Einfälle von der Realität immer wieder überholt werden. Der Regisseur ist komplett überfordert, seine Freundin rät ihm: „Mach doch mal was anderes. Schau mal den Blättern beim Fallen zu.“

Gezeigt wurde auch noch einmal „Gundermann“, Dresens Doku über den berühmten Liedermacher der DDR, der sich einspannen hat lassen von der Stasi. Das kommt nach der Wende raus, nach längerem ringt er sich durch, seine Täterakte zu lesen. Besucht dann alle, über die er Informationen gesammelt hat, aber er entschuldigt sich nicht bei ihnen. Einem Puppenspieler, den er auch bespitzelt hat, sagt er: „Ich hab dir ja nicht geschadet“, darauf der Puppenspieler zu ihm: „Aber das hast du ja nicht gewusst.“

Dabei war Gundermann ja Kommunist gewesen, die Stasi ging sehr väterlich mit ihm, der ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Vater gehabt hatte, um. Er war verführbar. Vielleicht gehörte er aber auch einfach zu den 40 Prozent der Informellen Mitarbeiter, die keine verwertbaren Informationen an die Stasi lieferten. Bei einem Konzert in der Humboldt-Uni nach 1989 sagte er zur Überraschung auch der eigenen Band: Er wolle öffentlich sagen, dass er für die Stasi gearbeitet hat. Von wann bis wann. Sich zu entschuldigen, reiche aber nicht. Denn er könne sich selbst nicht verzeihen. Es wurde dann still im Publikum, ein beklemmender Moment auch im Film. Dann ging das Konzert weiter. Alle waren geblieben.

Andreas Dresen war beim Filmfest auch selbst da, er sagte, er würde nicht wissen, wie er sich an Gundermanns Stelle verhalten hätte. Er sagte:  „Die Stasi war geschickt.“

Mit dem Schauspieler, der Gundermann spielte im Film, Alexander Scheer, hat er, Dresen, dann selbst eine Band gegründet.

Gundi Gundermann ist jung gestorben, er wurde nur 43. Er selbst wurde natürlich auch von der Stasi beobachtet. Seine Opferakte, nach der er auch gefragt hatte, war nicht mehr vorhanden.