Julia Schoch hat vor kurzem den dritten und anscheinend letzten Teil ihrer „Biographie einer Frau“ herausgebracht, Titel: „Wild nach einem wilden Traum“. Ich habe ihn gern gelesen. Darin verliebt sich die Protagonistin, die in der ersten Person erzählt und ja verheiratet ist, in einen Typen, den sie bei einem Schreibstipendium kennenlernt. Er ist Katalane und heißt auch im Buch immer nur „der Katalane“.
Im Roman finden sich schöne Stellen über die Rückschau aufs Leben, etwa: „Jedes Menschenleben ist angefüllt mit Geschehnissen, die in den Falten des Gedächtnisses lagern. Und in jedes einzelne Geschehnis hineingefaltet sind noch weitere.“ Oder: „Manchmal bedarf es eines anderen Menschen, um bestimmte Dinge an den Tag zu bringen und in ferne Bereiche, frühere, dunklere, unseres Lebens zu gelangen. Wir benutzen ihn.“ Beziehungsweise auch: „Es hat immer einen Grund, warum man sich erinnert. In der Hinsicht glaube ich nicht an Zufälle.“
Über das Schreiben heißt es: „Das Schreiben kompensiert nichts. Es stellt auch keinen früheren Zustand wieder her, schon gar nicht das Leben. Es befindet sich auf der anderen Seite, der anderen Seite des Meeres, der Wüste, dort, wo sich alles aufzulösen beginnt. Es ist das, was entsteht, wenn alles gesagt und getan worden ist, man alles hinter sich gelassen hat und nichts mehr weiß.“
Ebenfalls lässt Schoch ihre Hauptperson einmal sagen: „… das Phänomen der Chronologie wird überschätzt“. Das gilt übrigens auch beim Schreiben der eigenen Biographie. Die muss überhaupt nicht chronologisch abgehandelt werden. Man kann sein Leben auch nach Themen geordnet zu Papier bringen.