Auch Wilhelm Busch hat mal auf sein Leben zurückgeblickt, Anlass waren eine Biographie und ein Artikel über ihn, die ein paar Fehler enthielten. Da wollte er das eine oder andere richtig stellen, und was er dann veröffentlichte, hatte er überschrieben mit: „Was mich betrifft“. Er erzählt, wie er, geboren 1832 bei Hannover, mit neun zum Onkel gegeben wurde, einfach, weil daheim nicht genug Platz für alle Kinder war (er hatte sechs Geschwister und war das älteste Kind), wie er den Sohn des Müllers kennenlernte, der sein Freund fürs Leben und in seinen Bildergeschichten der „Max“ wurde (und er selbst der Moritz), wie er erst am Polytechnikum in Hannover studierte, dann endlich das machte, wo es ihn schon länger hingezogen hatte: Kunst. Erst in Düsseldorf, dann in Antwerpen, und wie er die Gasteltern in Antwerpen beschreibt, das ist herzzerreißend. Sie hießen Jan und Mie, abends saß er mit ihnen vor der Haustür, „im grünen Schlafrock, die Tonpfeife im Munde; und die Nachbarn kamen auch herzu: der Korbflechter, der Uhrmacher, der Blechschläger, die Töchter in schwarzlackierten Holzschuhen. Jan und Mie waren ein zärtliches Pärchen, sie dick, er dünn; sie balbierten mich abwechselnd, verpflegten mich in einer Krankheit und schenkten mir beim Abschied in kühler Jahreszeit eine warme rote Jacke nebst drei Orangen. – Wie war mir’s traurig zumut, als ich voll Neigung und Dankbarkeit nach Jahren dies Eck wieder aufsuchte, und alles war neu, und Jan und Mie gestorben…“
Busch war, als er das schrieb, 1886, schon alkoholkrank, das Leben hatte ihn einigermaßen zerzaust. Er war dann auch eine Zeit in München gewesen, die er jedoch nicht näher beschreibt, aber er schreibt darüber, wie es ist, sich zu erinnern – und auch das liest sich wunderschön. Nämlich so: „Und dann dies liebe, trauliche, teilweise grauliche, aber durchaus putzwunderliche Polterkämmerchen der Erinnerung, voll scheinbar welken, abgelebten Zeugs; das dennoch weiterwirkt, drückt, zwickt, erfreut; oft ganz, wie’s ihm beliebt, nicht uns; das sitzenbleibt, obwohl nicht eingeladen; das sich empfiehlt, wenn wir es halten möchten. Ein Kämmerchen in Fächer eingeteilt, mit weißen, roten Türen, ja selbst mit schwarzen, wo die alten Dummheiten hinter sitzen.“
Er erinnert sich in Folge an Weihnachten, wo zwischen „schaumvergoldeten Äpfeln und Nüssen“, Rosinengirlanden am Baum, den glücklichen Eltern, seligen Kindern auch ein „Bübchen“ vorkommt, und das ist natürlich er: „…, daß nichts Besseres und Gescheiteres aus ihm geworden“, macht ihn wehmütig. Er erinnert sich an eine Freundin, und öffnet dann das schwarze Türchen, dahinter: „… die stille, einsame, dunkle Nacht. Da geht’s um in der Gehirnkapsel und spukt durch alle Gebeine, …“.
Wilhelm Busch, ab 1870 mit seinen Bildergeschichten, die er eigentlich nur zum Zeitvertreib angefertigt hatte, weltberühmt, mindestens zweimal unglücklich verliebt, hat 1896 aufgehört zu malen. 1908 ist er gestorben, immerhin wurde er 76 Jahre alt.