Letzten Freitag war im SZ-Magazin ein spannendes Interview mit Patti Smith, sie hat ein Fotobuch herausgebracht mit Dingen und Menschen, die ihr wichtig sind. Das Gespräch ging dann über das „Leben als Pilgerreise“, wie die Überschrift hieß, aber auch über das Schreiben, darüber, was das Schreiben für Patti Smith bedeutet (nämlich sehr viel bis fast alles), und allein das Foto, das die Geschichte illustrierte, ist umwerfend: Da steht sie an einer grauen Mauer mit wehenden grauen Haaren. Und schaut mit ihrem Indianergesicht in die Kamera. Sie ist 1946 in Chicago geboren.
Schönerweise, das hat mich, weil ich ein großer Brecht-Fan bin, natürlich gleichmal gefreut, findet sich in dem Band auch ein Bild von Brechts Haus, außerdem berücksichtigt: Camus‘ Schlafzimmer, in dem sie auch übernachtet hat, die Gräber von Goethe und – lustige Mischung – Bobby Fischer, mit dem sie befreundet war. Dinge sind für sie wichtig, in den Ardennen hat sie das Haus des französischen Dichters Arthur Rimbaud, der wiederum ein großes Vorbild von Brecht gewesen ist, gekauft, einfach, um es zu erhalten. Sie schlief dort bislang nur im Garten, Möbel konnte sie noch keine kaufen, „im selben Gras, in dem vermutlich auch Arthur Rimbaud schlief. Das Gras, denke ich, ist sogar wichtiger als das Bett“.
Darüber, wie wichtig Kunst für sie ist, wie sehr die künstlerischen Arbeiten anderer Einfluss nehmen auf sie und darauf, was sie macht, sagt sie: „…was wäre mein Leben ohne Filme von Godard, ohne Gedichte von Rimbaud, ohne Wagner, ohne Ornette Coleman? Die Kunst der anderen erfüllt mich, sie trägt mich, sie regt meine Vorstellungskraft an. All das fließt in meine Arbeit ein. Ich bin eine Idealistin, eine Romantikerin.“ Und übers Schreiben: „Ich schreibe Gedichte, seit ich 14 war. Nähme man mir die Bühne weg, wäre ich traurig, nähme man mir das Schreiben weg, wäre mein Herz gebrochen.“ Wie man es schafft, nicht einsam zu werden? Mit zunehmendem Alter? „Man schafft es nicht immer. Ich vermisse meine Leute. Schon jetzt habe ich die meisten meiner Freunde überlebt. … Es tut manchmal einfach weh, man sitzt im Bett und weint, aber ich versuche, das Gleichgewicht zu halten. Ich denke, wir dürfen keine Angst vor diesen Momenten haben. Man muss das ganze Paket akzeptieren.“
Als ich das alles gelesen hab, fiel mir wieder ein, wie sie vor ein paar Jahren, als sie für Bob Dylan den Nobelpreis entgegengenommen hat in Stockholm, einen seiner Songs vortrug – und zwischendurch den Text vergaß. „I apologize“, sagte sie, und: „I’m so nervous“. Dann fing sie wieder von vorn an und trug alles einwandfrei vor.