
Dana von Suffrin vor der Monacensia. Foto: Senzefrau/https://de.wikipedia.org/wiki/Dana_von_Suffrin#/media/Datei:Dana_von_Suffrin_2.jpg
Unlängst war ich im Literaturhaus, bei der Verleihung des Tukanpreises an Dana von Suffrin. Dana von Suffrin ist eine junge, unheimlich witzige, gleichzeitig über Tieftrauriges schreibende Münchner Autorin. Ihren ersten Roman „Otto“ hab ich gleich zweimal hintereinander gelesen, ich war mit dem ersten Mal durch und wollte nur nochmal zum Anfang zurückblättern, die erste Seite erneut lesen – dann las ich den ganzen Roman ein zweites Mal.
Vor kurzem ist ihr neuer Roman erschienen, er heißt „Nochmal von vorn“. Für den hat sie jetzt auch den Tukanpreis bekommen. Es war eine schöne Veranstaltung, bei der angenehmerweise die Reden nicht zu lang gerieten. Dana von Suffrin sollte auch eine Rede halten, und das machte sie dann auch, beziehungsweise ging sie ans Mikrophon und sagte, nachdem sie erstmal alle ihre Freunde namentlich erwähnt hatte, denen sie danken wollte, nachdem sie ihren beiden Schwestern im Publikum gewunken hatte, sie werde keine konventionelle Rede halten. Was sie dann machte, war, sämtliche Entmutigungen aufzuzählen, die ihr im Leben schon zugemutet worden sind. Angefangen von der Bemerkung der Lehrerin, als sie in der Klasse einen Tanz einübten, sie solle „nicht immer aus der Reihe tanzen“, Suffrin: „Da war ich sechs.“ So ging es weiter durch ihr Leben, zu den Entmutigungen zählten Literaturfonds, die ihr immer wieder eben kein Stipendium gaben mit seltsamen oder gar keinen Begründungen, außerdem ihr Ex-Freund, der ihr vorwarf, die eigene Familiengeschichte literarisch auszubeuten, die Mutter des Ex-Freundes, die sie nötigte, ein Kleid Größe S, das sie ihr geschenkt hatte, gleich am Tisch zu probieren. Außerdem: „Literaturkritiker, die mich als wichtige jüdische Stimme bezeichnen.“
Eine Liste der Entmutigungen, vielleicht auch der Ermutigungen, die man erfahren hat im Leben: ist natürlich auch ein gutes Thema für die eigene Biographie.
Ich war übrigens ein paar Monate vor der Preisverleihung auch bei der Vorstellung von „Nochmal von vorn“ im Literaturhaus gewesen. Mit einem Freund, der das Buch, das ich schon gelesen hatte, seiner Frau mitbringen wollte. Die Frau heißt Angelika, er ließ ihr eine Widmung reinschreiben. Wir standen vor Dana von Suffrin, sie schaute auf und fragte mit unheimlich lustigen Augen: „Angelika mit A?“